Klassifizierung

Klassifizierung im Behindertensport

Warum gibt es eine Klassifizierung?

Im Behindertensport werden Sportlerinnen und Sportler in Gruppen eingeteilt. So können sie gegen andere antreten, die ähnliche Voraussetzungen haben. Das macht die Wettkämpfe fairer und spannender. Jede Behinderung ist anders: Manche Menschen sind blind, andere haben eine Körperbehinderung und nutzen Prothesen oder Rollstühle. Deshalb gibt es verschiedene Klassifizierungssysteme für die vielen Sportarten

Generell unterscheidet man bei der Klassifizierung 3 Arten:

  1. Nach Art der Behinderung: Hier werden Menschen nach ihrer Behinderung eingeteilt. Menschen mit Amputationen, Blinde und Sehbehinderte Menschen, Menschen mit Cerebral Parese, Rollstuhlfahrer:innen, etc. je nach Diagnose eines Arztes.
  2. Nach Ausmaß der Funktion: Hier wird geschaut wie gut jemand eine Sportart ausüben kann, mit seiner Behinderung. Zum Beispiel beim:
  • Schwimmen
  • Tischtennis
  • Skifahren
  • Radfahren
  • Schießen

Menschen mit verschiedenen Behinderungen können in einer Gruppe starten, wenn sie ähnliche Fähigkeiten in der Sportart haben. Für die Einteilung gibt es verschiedene Test und die Sportler:innen werden während eines Wettkampfes beobachtet.

  1. Nach dem Handicap: Hier wird bewertet, wie stark jemand durch die Behinderung eingeschränkt ist. Die Einschränkung wird mit einer Zahl beschrieben. Alle starten in einer Gruppe, egal welche Behinderung sie haben. Es gibt nur eine Gewinnerin oder einen Gewinner. Beispiele sind Skifahren im Behindertensport oder Golf im Nichtbehindertensport. Gefahr: guter Trainingszustand wird unter Umständen bestraft!

Die Klasseneinteilung nach Behinderungsgruppen

Amputationen

A1 - beidseitige Oberschenkelamputation

A2 - einseitige Oberschenkelamputation

A3 - beidseitige Unterschenkelamputation

A4 - einseitige Unterschenkelamputation

A5 - beidseitige Oberarmamputation

A6 - einseitige Oberarmamputation

A7 - beidseitige Unterarmamputation

A8 - einseitige Unterarmamputation

A9 - kombinierte Amputation oberer und unterer Extremitäten (einseitig oder diagonal)

Blinde und Sehbehinderte

B1 - Vollblind: Keine Lichtempfindung in beiden Augen bis zur Lichtempfindung, aber unfähig eine Handbewegung wahrzunehmen in irgend einer Entfernung oder Richtung. Müssen sichtundurchlässige Brille tragen!

B2 - Schwerst Sehbehindert: Von der Fähigkeit, die Handbewegungen wahrzunehmen, bis zu einem Sehrest von 2/60 und einer Gesichtsfeldeinschränkung von weniger als 5 Grad (sämtliche Einteilungen erfolgen am besseren Auge und bei bestmöglicher Korrektur).

B3 - Sehbehindert: Von der Sehschärfe von 2/60 bis zu 6/60 und/oder einer Gesichtsfeldeinschränkung von 5 bis 20 Grad (sämtliche Einteilungen erfolgen am besseren Auge und bei bestmöglicher Korrektur).

Cerebralparese (CP)

Sitzende Klassen

C1 - schwerste Behinderung aller 4 Extremitäten = Tetraspastik, benötigen Elektro-Rollstuhl zur Fortbewegung

C2 - schwere spastische Behinderung aller Extremitäten, selbstständige Rollstuhlfortbewegung mit Händen oder Füßen auf kurzen Strecken möglich

C3 - Komplette Lähmung der Beine, Arme mit ausreichender, aber eingeschränkter Funktion, instabiler Rumpf, können ohne Probleme einen Handrollstuhl bedienen

C4 - Beinahe normale Armfunktion, keine oder unzureichende Gehfähigkeit, gute Rumpfstabilität

Stehende Klassen

C5 - Beeinträchtigung der Beine = Diplegie, benötigen meist Gehhilfen zum Gehen

C6 - Bewegungsunruhe der Arme und des Gesichtes mit Gleichgewichtsstörung = Athetose, Ataxie

C7 - Halbseitenlähmung rechts oder links = Hemiplegie, meist starkes Hinken

C8 - Minimale Beeinträchtigung, leichte Di- oder Hemiplegien, leichte Athetosen, oft koordinative Störungen

Rollstuhlfahrer/innen

Querschnittlähmungen, Spina Bifida und Poliomyelitis sind die häufigsten Ursachen. Die Einteilung erfolgt nach dem Wirbelsegment, unterhalb dem die Lähmung besteht. Je nach Sportart gibt es 4 bis maximal 8 Klassen. Die Unterteilungen erfolgen je nach den besonderen Ansprüchen der Sportart.

Man unterscheidet:

  • Lähmungen der Halswirbelsäule (C5-C8), wobei immer auch Arme und Hände betroffen sind (Tetraplegie)
  • Lähmungen der Brustwirbelsäule (TH1-TH12) mit unterschiedlicher Instabilität des Rumpfes, aber normaler Armfunktion (Paraplegie)
  • Lähmungen im Lendenbereich mit Ausfällen in den Beinen, aber guter Rumpfstabilität (L1-S2) (Paraplegie)

Mentale Behinderung

Startberechtigt in dieser Klasse sind Menschen mit mentaler Behinderung, Down Syndrom, Lernbehinderung, Verhaltensstörungen, etc., die einen IQ von unter 70 aufweisen. Derzeit gibt es trotz der großen Bandbreite an Behinderungsformen nur eine Klasse, es wird aber an neuen und gerechteren Klassifizierungssystemen gearbeitet. Bei den Paralympics in Athen waren Sportler/innen mit mentaler Behinderung nur zu Demonstrationsbewerben zugelassen.

Hörbehinderung

Gehörlosigkeit mit einem Hörverlust von mindestens 55 Dezibel auf dem besseren Ohr. Sportler/innen dürfen bei der Sportausübung keine Hörgeräte tragen. Diese Behinderungsgruppe ist weltweit separat im eigenen Gehörlosensportverband (CISS Comité International des Sports des Sourds) organisiert, und führt ihre eigenen Weltspiele (= Deaflympics) durch. Daher ist diese Gruppe bei den Paralympics nicht integriert.